Lebensraum Jura

Ziel ist die mittelfristige Vernetzung von Schutzgebieten in Zusammenarbeit mit Betrieben auf landwirtschaftlichen Nutzflächen im Aargauer Jura. Die sechs Betriebe befinden sich in  Thalheim, Auenstein, Schinznach-Dorf und im Böztal. 
So werden Trockenmauern saniert oder neu gebaut, Feuchtlebensräume renaturiert oder geschaffen und zahlreiche Blühflächen, Hecken, Gross- und Kleinstrukturen angelegt. Davon profitieren seltene Arten wie zum Beispiel Neuntöter, Zauneidechse und die Geburtshelferkröte. 

Förderprojekt für Natur und Landwirtschaft

6 Betriebe
59 Hektaren Wirkungsfläche
4 Weiher gebaut, weitere geplant
200 Meter Hecken gepflanzt, weitere geplant

Stock 18 - Auenstein

Im strukturreichen Rebberg Stock 18 wird längst auf einen Rebbau im Einklang mit der Natur geachtet. Jedoch fehlte es bisher an feuchten bis nassen Lebensräumen, sowie mageren Standorten mit Blühwiesen.

Da der südexponierte Rebhang naturgegeben ideale Umweltbedingungen für Amphibien und Reptilien aufweist, sollte und soll dieser durch verschiedene Maßnahmen eine ökologische Aufwertung erfahren. 2023 wurden bereits Hecken gepflanzt und Steinlinsen erweitert und angelegt. Die höhere Insektendichte, die durch die neuangelegten Blüh- und Schürfflächen entstand, verbessert die Nahrungsgrundlage für Neuntöter, Wendehals und diverse Vogelarten. Zukünftig bieten auch diverse Buschgruppen neuen Lebensraum und Rückzugsort für wärmeliebende Tier- Pflanzen- und Vogelarten.  

Mehrere grössere Laichgewässer für die Geburtshelferkröte entstehen dieses Jahr in der Ebene im östlichen, sowie im westlichen Projektbereich. Diese werden ergänzt mit temporären Kleingewässern, die insbesondere der Gelbbauchunke als Laichgewässer dienen können.

Da der Stock 18 zum Naherholungsgebiet der umliegenden Gemeinden zählt soll auch der Aspekt der Sensibilisierung und Umweltbildung bedacht werden. Ein Naturpfad soll zwischen den Laichgewässern, entlang der bunten Schürffläche und mitten durch den Obstgarten führen.

 
  • Teile des heutigen Niederstamm- oder Säulenobstgartens sind überaltert und sollen entfernt werden.
    Teile des heutigen Niederstamm- oder Säulenobstgartens sind überaltert und sollen entfernt werden.

Milchbrunnen - Thalheim

In der abgelegenen Geländekammer steht die Förderung von Amphibien, sowie die des Neuntöters im Vordergrund. Im Herbst 2023 wurden drei Laichgewässer und diverse Kleinstrukturen angelegt und rund 100 Meter dornenreiche Hecke neugepflanzt. Diese weisen einen hohen Anteil an dornenreichen Arten aufweisen, um dem Neuntöter geeigneten Nistplatz zu bieten. Die bestehenden Hecken wurden stark durchforstet und verjüngt und werden zukünftig als Niederhecken bewirtschaftet.

Weiter ist die Feuchtwiesenrenaturierung mittels einer gezielten Ansaat mit Streugut aus lokalen Streuflächen geplant. Durch eine gestaffelte Mahd soll die Wiesendiversität weiter gefördert werden. Diverse Asthaufen werden Kleinsäugern Unterschlupf bieten und dem Neuntöter als Jagdwarten dienen.  

Die forstlichen Eingriffe fördern zudem den Wärmeeintrag auf neu zu erstellende Kleinstgewässer für die Gelbbauchunke. Diese entstehen in den nassen Waldstandorten und entlang der aufgelichteten Flächen. Zwei weitere temporäre Kleinstgewässer lassen sich entlang der bestehenden Hecken im Offenland anlegen.

 
  • Feuchte Waldgesellschaften und teilweise bereits strukturreiche extensiven (Feucht-)wiesen
    Feuchte Waldgesellschaften und teilweise bereits strukturreiche extensiven (Feucht-)wiesen
  • Die an den Waldrand angrenzenden Wiesen sind bereits heute stellenweise reich an Orchideen
    Die an den Waldrand angrenzenden Wiesen sind bereits heute stellenweise reich an Orchideen

Eich – strukturreiche Südhänge in Thalheim

2023 wurden rund 10 Aren Hecken durchforstet und aufgelichtet. Insbesondere ökologisch wertvolle, langsam wachsende und dornentragende Gehölze konnten gezielt freigestellt und gefördert werden. Mit dem anfallenden Material konnten diverse Asthaufen mit Aufzuchtkammern für Kleinsäuger angelegt werden. Falllaub und weiteres pflanzliches Kleinstmaterial wurde an den Heckenrändern aufgehäuft. 

Die Restfragmente der Trockenmauern sollen in mehreren Etappen saniert werden. Prioritär sind jene Mauern mit dem höchsten ökologischen Wert innerhalb der Weide und Wiese. Der bestehende Hochstammobstgarten wurde mit Alterungsschnitten zur Entlastung der bestehenden alten Bäume gepflegt. Parallel dazu sollen die alternden Bäume mit Ersatzpflanzungen ergänzt und langfristig abgelöst werden. Für den in der Umgebung bereits wiederholt gesichteten Wiedehopf werden Nistplatzangebote in den Trockenmauern und in Form von Nistkästen vorbereitet.

Die Waldränder werden zur besseren Vernetzung mit dem Offenland aufgelichtet und gestuft.

Windistalhof - 

Lebensraum im Agroforst in Effingen

Der landwirtschaftliche Bio-Betrieb will zukünftig auf Agroforst setzen und schafft damit strukturreichen Lebensraum für diverse Arten. Die derzeit eher offene landwirtschaftliche Nutzfläche soll durch neue Gebüschgruppen, Blühstreifen und Einzelbäume an Struktur gewinnen. In Kombination mit Steinlinsen und Asthaufen wird dadurch neuer Lebensraum für Kleinsäuger und Reptilien geschaffen. Dornenreiche Hecken gemeinsam mit grossen Asthaufen entsprechen auch dem Lebensraumbedürfnis des Neuntöters. Zusätzlich sollen offene Bodenstreifen dessen Jagdraum erweitern. Unterschiedlich grosse temporäre Weiher und permanent wasserführende Tümpel im Wald und in der landwirtschaftlichen Nutzfläche bieten Lebensraum für Amphibien wie die Geburtshelferkröte und die Gelbbauchunke. Die Weiher und Tümpel werden als Stillgewässer den bestehenden dynamischen, feuchtnassen Lebensraum des Tobelbachs ergänzen.

 
  • Bereits heute strukturieren Haselnussstauden das östliche Ende der Betriebsfläche
    Bereits heute strukturieren Haselnussstauden das östliche Ende der Betriebsfläche
  • Zwei Einzelbäume strukturieren die sonst sehr offene extensiv bewirtschaftete Weide
    Zwei Einzelbäume strukturieren die sonst sehr offene extensiv bewirtschaftete Weide

Söhrenhof - Vielfalt in Produkt und Natur 

Auf dem vielfältigen und breit aufgestellten IP-suisse zertifizierten Landwirtschaftsbetrieb Söhrenhof, mit einer Fläche von 40 Hektaren, finden sich bereits neben Ackerflächen, Reben und Obstanlagen auch Wiesen, Weiden, Wald und ökologische Ausgleichsflächen mit Blühstreifen. Zukünftig soll die Natur und die Artenvielfalt weiter ausgebaut werden. So soll der seltene trockenwarme Waldstandort, der sich auf der Betriebsfläche befindet, weiter erhalten und gefördert werden, damit optimale Bedingungen für Orchideenvorkommen geschaffen werden können.

Durch die Ausdolung des Sörtelbach soll ein kleines, aber dynamisches Fliessgewässer auf bestimmten Abschnitten wieder an die Oberfläche zurückgeholt werden. Weitere Feuchtlebensräume werden durch Laichgewässer im Wald geschaffen.

 Die bestehenden Hecken werden gepflegt und wenn nötig mit dornentragendem Gehölz ergänzt. Ein Saumstreifen wird künftig Insekten und Tagfaltern als Futterquelle dienen. Durch die gepflegten Hecken und zusätzlichen offenen Bodenstreifen werden die Weiden und Wiesen auch den Lebensraumansprüchen vom Neuntöter gerecht.

 

Chalofe - Zwischen Naturwaldreservat und Obstgärten 

Das Projektgebiet Chalofe liegt bei Homberg, dass an das Naturwaldreservat  Thiersteinberg-Homberg-Horn angrenzt. 

Im westlichen Projektbereich soll die Waldfläche aufgelichtet werden und Käferfichten entfernt werden. Aus dem Astmaterial werden Asthaufen angelegt, die als Unterschlupf dienen. Zusätzlich sollen zwei Laichgewässer für die Geburtshelferkröte erstellt werden. Dabei wird das abgedichtete Gewässer durch Asthaufen und einzelnen Wurzelstöcken ergänzt.  Die bereits vorhandenen Strukturen (Steinlinsen und Asthaufen) bieten ebenfalls Unterschlupf. Mit den neuen Laichgewässern und Strukturen kann die Vernetzung und Ausbreitung der Geburtshelferkröte in der Region erweitert werden.

 Im östlichen Projektbereich soll der Waldrand buchtenweise aufgelichtet und gestuft werden und stark hängende Bäume und herausragende Äste entfernt werden. Eine besonnte Steinlinse soll geschaffen werden und als Rückzugsort für die Geburtshelferkröte dienen.